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Mysore und Wahlen

Hallo ihr Lieben,

 

es wurde einmal wieder Zeit, mich bei euch zu melden, denn es ist schon wieder einiges passiert.

Meine Einsatzstelle hat es mir ermöglicht nach Mysore zu fahren, das ist eine große Stadt, die nur 180 km weit entfernt ist und deshalb haben wir einen Tagesausflug dorthin unternommen. Dort gibt es viele Sehenswürdigkeiten, zum Beispiel einen Palast, der noch gar nicht so alt, aber dafür umso prunkvoller ist. Leider ist er auch sehr überlaufen von Touristen, sodass man sich eher durch geschoben hat, als sich das in Ruhe anzuschauen. Es war trotzdem sehr schön und interessant sich das alles an zusehen. Mysore hat auch einen König, allerdings ist der nicht so oft dort und hat auch eher eine repräsentative Aufgabe. Danach waren wir in einer römisch Katholischen Kirche, die sah den Kirchen in Europa gar nicht mal so unähnlich und obwohl sie erst im letzten Jahrhundert gebaut wurde, sah sie sehr gotisch aus. Allerdings gab es keine bunten Fenster, so wie in unseren Kirchen, von außen war die Wand aber an den betreffenden (dort wo Fensrer sein sollten) bunt angemalt.

Außerdem gibt es in Mysore einen recht großen Zoo, es gibt dort einen Rundgang, der 5 km umfasst. Es gibt dort ziemlich viele Tiere zu sehen, allerdings gibt es viele der Tiere auch in deutschen Zoos. Was ich besonders interessant fand, war der weiße Pfau, den man dort sehen konnte, neben den „normalen“ blauen. Die normalen Pfaus sieht man hier tatsächlich sehr oft in der Natur, so habe ich bestimmt schon 10 gesehen und einer war sogar auf Brautschau. Einer meiner Kollegen hat mir gesagt, dass die Pfauen die Regenzeit lieben und dass dann viel mehr zu sehen sein werden, als jetzt und dass in dieser Zeit auch die Balzzeit für Pfauen ist, dass bedeutet, dass ich  sicherlich noch den einen oder anderen Pfau zu Gesicht bekommen werde, entweder mit oder ohne Rad.

 

Aber zurück zu Mysore, nach unserem Zoobesuch sind wir noch auf einen Berg gefahren, auf dem ein Hinduistischer Tempel steht. Dass ist hier wohl öfter der Fall, dieser war allerdings sehr touristisch ausgebaut, sodass dort viele Stände mit Souvenirs und Blumenschmuck und Essen waren. Außerdem liefen dort ziemlich viele Kühe herum und es gab dort auch sehr viele freilaufende Affen, allerdings sollte man sich von diesen lieber fernhalten, da sie wohl sehr dreist sind und einem alles klauen. Die Affen sind außerdem außen und innen am Tempel herum geklettert, aber da sie an dieser Stelle als heilig gelten, ist ihnen das wohl gestattet. Außerdem hatte man von dort eine gute Aussicht auf Mysore, die leider durch einige Wolken und ziemlich starken, staubigen Wind getrübt wurde.

Am Ende des Tages waren wir noch in einem Garten, in dem es einen Schauspringbrunnen gab, der dann gegen acht eine Wassershow gemacht hat, leider hat es ganz schön geregnet, sodass es ziemlich kalt und nass war. Der Garten war trotzdem schön, sodass es schade war, dass wir erst abends dort angekommen sind und somit nicht so viele sehen konnten, weil es schon dunkel war und wie gesagt regnete.

 

Etwas das sehr besonders an Mysore ist, ist dass sie sich als eine der saubersten Städte Indiens bezeichnet und es ist wirklich zu bemerken, dass weniger schmutz und Müll auf den Straßen liegt und dass darauf geachtet wird, da es viele Mülleimer gibt und immer wieder Hinweise darauf diese zu benutzen. Es gibt auch Bereiche, an denen plastikfreie Zone steht, oft sieht man hier nämlich leider recht viel Müll an den Straßen und in den Wäldern herumliegen.

Was mir allerdings positiv aufgefallen ist, sind die Trinkbrunnen und Wasserspender die an jeder Ecke sind. Dort gibt es nämlich keine Plastik- oder Papierbecher, sondern welche aus Metall, wodurch unnötiger Müll vermieden wird. Den Becher wäscht man einmal kurz vor der Benutzung aus und trink dann so aus ihm, dass die Lippen den Becherrand nicht berühren, man schüttet sich also quasi das Wasser in den Mund, das ist nicht so schwierig wie es sich anhört, erfordert allerdings trotzdem ein kleines bisschen Übung und wenn etwas daneben geht ist es auch nicht so schlimm, es ist ja bloß Wasser, das trocknet wieder.

 

Heute war Wahl hier im Staat Karnataka, das war sehr interessant für mich, weil es zwar ähnlich wie in Deutschland ist, aber eben doch anders. Es bekommt jeder eine Wahlbenachrichtigung, allerdings muss man dafür eine election identity card (Wahlidentitätskarte) haben, die man mit Vollendung des 18. Lebensjahres beantragen kann, hat man diese nicht, kann man nicht wählen gehen.  Zum Wählen geht man wie in Deutschland auch in das vorgesehen Wahllokal (in unserem Fall eine Schule), allerdings kommt man da nur hinein, wenn man Wahlberechtigt ist, das wird auch von der Polizei kontrolliert, das dient der Sicherheit während der Wahl. Gewählt wird über eine elektronisches System, im Prinzip gibt für jeden Kandidaten ein Knopf und man darf genau einen Knopf einmal drücken. Das elektronische Wahlsystem soll helfen, die Auszählung zu erleichtern, aber laut eigener Aussage dauert diese bis zu 3 Tagen (morgen ist Sonntag, also wird morgen nichts gemacht).  Wer gewählt hat bekommt einen nur schwer abwaschbaren Strich auf den linken Zeigefinger, um Wahlbetrug zu vermeiden.

 

Die Wahl hat sich logischer Weise schon angekündigt, durch Wahlwerbung der einzelnen Kandidaten, diese passiert unter anderem auch auf der Straße, so fuhren bspw. Rikschas herum, die oben ein Lautsprecher dran hatten, aus denen die ganze Zeit Musik lief und die komplett mit dem Gesicht eines Kandidaten beklebt waren. Des Weiteren gab es auch Autos mit Mitgliedern der entsprechenden Partei, die sehr stark geschmückt waren und entweder durch Musik oder durch Reden auf sich aufmerksam gemacht haben. Auch die Menschen hier haben sehr viel über Politik geredet und auch wenn ich nicht verstanden habe, was sie geredet haben, es ging immer heiß her  und man konnte an der Art und Weise der Unterhaltung erkennen ob es um Politik geht oder nicht. Bei diesem Thema werden die Menschen hier sehr temperamentvoll, sie haben mir teilweise versucht auch Dinge zu erklären, was allerdings schwierig war, weil sich immer gegenseitig unterbrochen haben, wenn sie der Meinung waren, dass jemand etwas falsches gesagt hätte.

 

Noch ein Wort zu dem Staudamm, nachdem mich mein Onkel Hubertus gefragt hat.

Also der Staudamm heißt Krishna Raja Sagara Dam (kurz KRS Dam) und ist in der Nähe von Mysore in einem kleinen Dorf namens Markonahalli. Der Ingenieur der ihn gebaut hat heißt M. Visvesvaraya und ist wohl auch außerhalb Indiens ziemlich bekannt. Der Damm wurde von 1911 – 1938 erbaut und ist 2620 Meter lang und 39,1 Meter hoch.

 

Im Übrigen bin ich jetzt auch registriert, das war zwar etwas komplizierter, aber letztendlich hat es geklappt, wie das mit meiner Visaverlängerung ist, weiß ich allerdings noch nicht. Ich glaube, dass das noch ein bisschen komplizierter und anstrengender wird, aber wir werden sehen, ich halte euch auf dem Laufenden.

In meiner Bildergalerie wird es auch ein Update geben

Liebe sonnige Grüße

 

Lidvina