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Erst Eindrücke

Hallo ihr Lieben,

 

Endlich bin ich in Indien, es hat ja auch lange genug gedauert. Ich bin letzten Dienstag hier angekommen und wurde sehr lieb von den Kindern und meinen Kollegen empfangen. Davor wurde ich am Flughafen von einer Familie abgeholt die mich mit zu sich nach Hause nahmen dort bekam ich  Frühstück und Mittagessen und konnte mich ein bisschen ausruhen. Anschließend wurde ich nach Dayabhavan gebracht, dort wurde ich mit einem indischen Ritual begrüßt. Es wurde ein kleines Licht angezündet und mir wurde ein roter Punkt auf die Stirn gemalt, anschließend bekam ich Blumen geschenkt.

Ich bin jetzt also in einem kleinen Dorf namens Bhaktharahalli, das im Distrikt Tumkur liegt und zu Kunigal gehört. Hier ist alles anders als in Deutschland und es wird wohl noch eine Weile dauern, bis ich mich an das Essen, das Wetter und die fremde Mentalität gewöhnt habe. Allerdings habe ich meinen Jetlag mehr oder weniger überwunden, was auch schon seine vier Tage gedauert hat.

 

Hier ist es super warm, vor allem um die Mittagszeit kann man kaum draußen sein, da die Sonne sehr sticht und es sehr heiß ist. Allgemein ist es hier eher trocken und es wachsen viele Palmen und viele exotische Früchte, wie Bananen, Mangos, Jackfruit, Zuckerrohr… naja eben alles was es bei uns nicht gibt. Allerdings wird der Sommermonsun bald einsetzen und meine Kollegen haben gesagt, dass es dann kühler wird und nicht mehr so trocken ist, ich bin schon sehr gespannt darauf und werde euch auf jeden Fall auf dem Laufenden halten.

 

Auch zum Essen kann ich schon ein paar Worte verlieren. Die Essgewohnheiten sind hier sehr anders als bei uns, so isst man alles mit der rechten Hand, die linke macht nur Hilfstätigkeiten, wie Essen auf tun oder so. In der Regel gibt es immer Reis, dazu eine Soße mit Gemüse drin, die sich Samba nennt und ein Curry. Oft gibt es dann noch Teigfladen dazu, auch da gibt es viele verschiedene. Die Gerichte sind meist vegetarisch. Was allerdings jedes Essen hier gemein hat ist, dass es immer scharf ist, aber dafür gibt es neben dem scharfen noch viele weitere Geschmäcker, die es zu entdecken gibt, so wird viel Koriander verwendet, Kurkuma und natürlich Curry, also ist es wirklich sehr lecker. Ich kann auch schon behaupten, dass entweder das Essen am Anfang schärfer war oder ich mich schon anfange daran zu gewöhnen, da mein Mund nicht mehr nach dem ersten Bissen brennt, sondern erst nach dem Zehnten. Heute gab es etwas wirklich leckeres, das hat keinen Speziellen Namen und ist einfach nur Banane mit Jogurt und Reis, aber es schmeckt wirklich gut und ist einfach nach zu kochen. Dafür nehme man 

Außerdem wird hier viel Saft getrunken, der ist meistens auch ziemlich süß. Letztens gab es einen scharfen Saft, das kam sehr unverhofft und ich musste, zur Belustigung aller Anwesenden husten, aber es war trotzdem ziemlich gut.

Am Sonntag konnte ich mit ansehen, wie Zuckerrohrsaft frisch gepresst wurde. Hier gibt es an den Straßen viele kleine Stände, die Essen oder Säfte verkaufen. An so einem Stand haben wir uns einen Saft für umgerechnet etwa 30 ct gekauft. Dafür nimmt der Verkäufer einfach ein paar Stangen Zuckerrohr und schiebt sie solange durch eine Presse, bis nur noch Holz übrig ist und meine Güte, da kam ganz schön viel Saft raus. Für den Geschmack gibt es dann noch diverse andere Früchte dazu, bspw. Ingwer oder in meinem Fall Ananas und Zitrone. Geschmeckt hat der Saft ein bisschen wie Honig- oder Galliermelone, und überraschend wenig süß, wenn man bedenkt woraus er kam. Dann haben mir meine Begleiter noch ein Stück Zuckerrohr besorgt und mir gesagt ich solle darauf herum beißen. Zuerst dachte ich mir, die wollen mich doch veralbern aber nein, tatsächlich kann man darauf herum beißen und dann kommt der Saft heraus, das hat wirklich gut funktioniert, allerdings hat man ab und auch ein bisschen Holz im Mund.

 

Ein kurzes Wort zu meiner Organisation. Dayabhavan ist ein indisch orthodoxe non-government organization (kurz NGO), die sich besonders für die Belange der dörflichen Bevölkerung einsetzt. Dabei liegt das Hauptaugenmerk auf der Entlastung und Versorgung von HIV erkrankten, so gehören zu Dayabhavan unter anderem ein Kinderheim für Kinder mit HIV oder von HIV positiven Eltern und zum anderen diverse Krankenhäuser. Ich arbeite hauptsächlich in dem Kinderheim und in dem einen Krankenhaus, wo ich auch wohne. Zum Kinderheim gehören sehr viele Tiere, unter anderem Kühe, Schafe, Ziegen, Hühner, Enten, Tauben, Hasen, Mäuse, ein Truthahn und Hunde. Außerdem wird viel Obst und Gemüse angebaut. Es leben 78 Jungs hier, die entweder selbst von HIV betroffen sind oder deren Eltern infiziert oder bereits verstorben sind. Die Jungs bleiben auch über das 18. Lebensjahr hinaus, so sind einige in meinem Alter oder sogar älter und studieren bereits, was es für mich einfacher macht Kontakte zu knüpfen. Im Moment sind hier allerdings Sommerferien, sodass nur wenige Jungs da sind. Aber am 15. Mai geht es weiter und dann sind auch wieder viele Kinder da. Bis dahin habe ich hauptsächlich Büroaufgaben, versuche aber jede freie Minute mit den Kinder zu verbringen und den Älteren Löcher in der Bauch zu fragen und im Gegenzug auch alles über Deutschland zu erzählen. Ich werde ständig gefragt ob es in Deutschland sehr kalt ist, also so minus 20 Grad :). 

 

Die Menschen hier sind alle total offen und sehr freundlich, so bekomme ich sehr viel zu essen und es ist offensichtlich, dass ich mich mehr als wohlfühlen soll. Allerdings ticken die Uhren hier komplett anders, alles wird viel entspannter angegangen und es gibt nicht so viele Regeln, die man einhalten muss. Das betrifft auch die Arbeit, ich habe zwar einen Zeitplan, wann ich wie arbeite und da sind auch die Mahlzeiten mit eingebaut, da ich im Kinderheim mitesse, allerdings stimmen die realen Essenszeiten nur bedingt mit den beschrieben nur manchmal überein, oder auch wenn gesagt wird, wir fahren um die Zeit los kann man da noch mindestens 15 min drauf rechnen, da es meist noch irgendetwas wichtiges zu Besprechen gibt.

 

Aber ich werde mich schon daran gewöhnen, genauso wie an das scharfe Essen und die Hitze.

 

Wichtig zu sagen ist noch, dass es hier sehr viele unterschiedliche Sprachen gibt. Indien besteht aus 29 einzelnen Staaten und fast jeder Staat hat seine eigene Sprache. So wird in Karnataka (hier wohne ich auch) überwiegend Kannada gesprochen, allerdings sprechen in meiner Organisation viele Malayalam, das ist die Sprache des Staates Kerla, in dem sehr viele orthodoxe Christen leben.  Am Sonntag war ich mit im orthodoxen Gottesdienst, das ist ganz anders als die orthodoxen Christen in Europa, ja es wird viel gebetet und das Kreuzzeichen werden auch viele gemacht, aber es gibt kaum Ikonen oder so, auch die Kirche sieht ganz anders aus und man zieht die Schuhe aus um Gott Respekt entgegenzubringen. Im Gegensatz zu Philippa wurde mir vom Priester allerdings nicht empfohlen einen Rock anzuziehen, und das obwohl der Priester sozusagen mein Chef ist. Außerdem malen sich die Christen ein Kreuz mit Öl auf die Stirn, wenn der Gottesdienst zu Ende ist. Danach gab es dann Frühstück (das ist im übrigen auch immer ein warmes Essen). 

Am Sonntag Nachmittag haben wir mit allein Kindern einen Ausflug zu einem Staudamm gemacht, der von einem ganz berühmten Ingenieur gebaut wurde. Und das ist wirklich sehr beeindruckend, im Moment ist der Staudamm quasi leer, aber wenn der Monsun kommt (Mitte/ Ende Mai), dann steigt der Pegel um bestimmt 15 m (meine gewagte Schätzung, aber es war wirklich ziemlich viel). So kann man sich im Moment anschauen, wie die Schleuse funktioniert, ohne dass man nass wird.  

 

Das soll es erst einmal von meiner Seite gewesen sein. Ich hoffe, dass ich euch einen kleinen Einblick geben konnte. 

 

Liebe Grüße 

Lidvina